Home
Boote & Bootsbau
Törns & Trips
Jollenwandern
Friesland im Piraten
Ijsselmeer
Als Sund, kleiner Belt
Havelseen & Berlin
Genner Fjord
Links
eMail

Kleine Seenreise

Im Yachthafen Elahuizen

Geträumt hatten wir davon ja schon lange: Einmal mit unserem Piraten Confetti eine Wanderfahrt machen, unter der Persenning wohnen, und dahin zu fahren, wohin der Wind uns weht. Eigentlich schon seit wir Ihn vor vier Jahren in jener Scheune im Sauerland unter dem Katzendreck hervorgezogen und über den Winter restauriert hatten.

Diesen Sommer war es dann soweit: Einerseits hatte das Studium es uns in diesem Jahr noch nicht gestattet Urlaub zu machen, andererseits war das Studienende so nah, daß für den Rest des Sommers eine richtige Seereise zeitlich nicht mehr in Frage kam.

Und danach...? Gibt es überhaupt ein Leben nach dem Diplom? Oder werden dann die wenigen freien Tage so kostbar, und man selbst so bequem, daß man eine solche Tour dann nicht wagt?

Wir beschlossen, es nicht darauf ankommen zu lassen. Das Wetter war seit Wochen heiß und trocken, und versprach auch noch einige Tage so zu bleiben. Unsere Diplomarbeiten mußten jetzt eben mal fünf Tage ohne uns auskommen.

Mit einigen kleinen Handgriffen wurde Confetti auf die Reise vorbereitet: Die Travellerschot wurde so geschoren, daß man den Reitbalken, wie vom Erbauer einst auch vorgesehen, herausnehmen konnte. Das verschaffte uns wesentlich geräumigere" Kojen" im hinteren Teil des Cockpits. Zudem wurden noch einige Ösen zur Befestigung des Gepäcks, und die längst schon für den Fall der Fälle gebaute Motorhalterung nebst geliehenem 4 PS Außenborder angebracht.

Als Reiseziel lockten uns die Friesischen Seen. Dieses Gebiet mit seinen zahlreichen, durch Kanäle verbundenen Seen und seinen unzähligen kleinen und großen Häfen und Anlegern ist wie geschaffen für Wanderfahrten mit einer offenen Jolle.

In Elahuizen am Heeger Meer ließen wir das Boot zu Wasser. Dort befindet sich ein Campingplatz mit Hafen und Slipstraße, den wir schon von diversen ASV-Segellagern kannten. Mit dem Beladen und Aufriggen des Piraten konnten wir uns Zeit lassen, da es mit reichlich fünf Windstärken blies und uns das für den ersten Tag doch etwas zuviel erschien.

Dabei wurden uns schnell die Vorteile unseres 31 Jahre alten Vollholzbootes gegenüber den modernen Piraten klar: In Ermangelung eines Doppelbodens oder fester Tanks bot er unter den Seitendecks und den Bodenbrettern massenhaft Platz für Gepäck und Proviant.

Am nächsten morgen ging's dann endlich los. Bei schönstem Wetter quer über's Heeger Meer. In die engen Stadtkanäle von Heeg liefen wir aber vorsichtshalber erstmal nur mit leicht schiebendem Jockel ein. Dabei lernten wir gleich, daß man hier zwar umsichtig, aber auch mit einer angemessenen Portion Dreistigkeit zu Werke gehen muß. Ansonsten guckt man bei der Suche nach einem Liegeplatz oder Brückendurchfahrten, etc. schnell in die Röhre.

Nach kurzem Aufenthalt ging's weiter durch den Jelteslotkanal, der nach wenigen Kilometern und zwei Klappbrücken in den Langwerder Wielen mündet. Hier konnten wir zum erstenmal den Spi ziehen. Herrlich, bei konstantem Wind und reichlich Platz.

Leider wurde unsere Euphorie jäh gebremst. Am Ende des Sees bargen wir die Blase und beim Anlassen des Motors verklemmte sich dessen Anreißseil. Das hieß Anlegen, Abbauen, Zerlegen, neues Seil einfädeln, usw. - wovon man im Urlaub so träumt...

Danach fanden wir aber an dem sich anschließenden Oude Weg einen nagelneuen kleinen Yachthafen, der in der Karte noch nicht eingezeichnet und deshalb trotz Hochsaison recht leer war.

Eigentlich war es nur ein ausgebauter Seitenarm des Kanals, der neben dem Hauptfahrwasser eine kleine Insel bildete. Ziemlich idyllisch, wenn man davon absieht, daß es weder Baum noch Strauch gab und das Schilf schon knöcheltief im Wasser stand. Eine prekäre Situation, wenn man kein Klo an Bord hat. Heute wissen wir, daß es sich auf einer 5-Liter-Pütz unter der Persenning hockend... naja, es ist nur hinterher lustig!

Am nächsten Tag ging es durch Koevorder Meer und Groote Brekken weiter, nur unterbrochen von einer weiteren Motorreparatur (s.o.).

Wenn, wie im Princes-Margriet-Kanal, große Berufsschiffe in engen Durchfahrten passieren, wird es schon etwas mulmig. Man reitet dann nah am Ufer deren Bugwelle ab und hat fast das Gefühl, der Baum schleift schon durchs Gras. Schwer, sich daran zu gewöhnen, aber das gehört dazu.

Ansonsten ist es prima Segeln hier: alle paar Kilometer kann man den Bug in eine andere Richtung wenden, kann an einer kleinen Insel anlegen oder in einen winzigen Hafen einlaufen.

An diesem Abend lagen wir in Sloten. Hier gibt es einen Extrahafen für kleine Boote, mit einem Wiesenstreifen für Zelte rundherum. Als der sich im Laufe des Abends über und über mit Polyfalken füllte, wurde uns klar, daß Jollenwandern in Holland Volkssport ist. Je drei bis vier Jugendliche, ein Kassettenrecorder und eine Palette Heineken, fertig ist der Urlaubsspaß. (Boot mit Zeltpersenning und Motor kosten pro Woche 300-350 Gulden) Nur wenn rundherum Schulferien sind, können die abends entstehenden Zusammenrottungen schonmal lästige Auswüchse annehmen.

Kanalfahrt

Deshalb wollten wir am folgenden Morgen früh los. Wir stießen uns elegant aus der Box, wollten den Motor starten und - richtig - das Starterseil klemmte schon wieder. Diesmal brauchten wir zwei Versuche, ein neues einzubauen, außerdem ging uns zwischenzeitlich die passende Strippe aus. Bis wir los konnten, hatte der Brückenwärter natürlich seine erste verdiente Pause eingelegt.

Aber dahinter erwartete uns das Slotermeer. Vier Windstärken mit einem Schrick in den Schoten und eine kurze, steile Welle auf der nur 1,20 Meter flachen, aber sehr weiten Pfütze. In Woudsend angekommen sind wir reichlich naß, zumal wir wegen des schönen Wetters natürlich kein Ölzeug anhatten.

Wieder trocken ging es unter Segeln über die Kanäle weiter nach Heeg. Es ist schon verblüffend zu sehen, wie sich weiße und braune Segel irgendwo über die Wiesen und zwischen den Kühen durchschieben. Zumal man wenige Minuten und ein, zwei Biegungen später an der gleichen Stelle entlanggleitet. So etwas gibt's nur in Friesland.

Leider hatten wir nicht mehr Zeit und so ging dieser Törn nach einer Nacht in Heeg schon am nächsten Tag zuende. Andererseits waren wir froh, zuhause wieder in einem richtigen Bett schlafen und die Annehmlichkeiten eines Badezimmers genießen zu können. Trotzdem wollen wir versuchen, nochmal wiederzukommen. Vielleicht nicht gerade in der Hochsaison.